Geschichte zu Baumstriezel

Wenn das magische Wort Baumstriezel ausgesprochen wird, denken wir Siebenbürger unwillkürlich an das wunderbare Gebäck, das uns in der Kindheit und auch als Erwachsene so sehr erfreute, wenn es gebacken wurde. Gebacken wurde damals nur bei großen oder besondern Familienereignissen und das war relativ selten.

Baumstriezel ist ein technisches Gebäck d. h. er kann nur mit Hilfe von technischen Vorrichtungen gebacken werden. Diese Technik hat sich im Laufe der Zeit entwickelt und immer mehr verbessert und vervollständigt.

Man kann annehmen oder spekulieren, dass am Anfang Teig auf einen Stock gesteckt, in Zucker getaucht und dann über dem Feuer gegrillt wurde, so wie wir als Kinder Speck über dem Feuer brieten. Auf jedem Bauernhof im Siebenbürgen gab es einen gemauerten Backofen zum Brotbacken. Diese wurden mit Holz beheizt. Vor dem Einschieben des Teiges wurde die restliche Kohlenglut vor die Ofentür geschoben. Die ersten Backvorrichtungen nutzten dann diese Glut als Wärmequelle. Das von Drechslern hergestellte Holz wurde auf zwei mit einer halbrunden Kerbe versehene Ziegelsteine vor dieser Glut von Hand gedreht. Später wurden die Ziegelsteine durch Halterungen aus Metall ersetzt.

Der nächste Schritt waren dann die „Baumstriezelmaschinen“. Dieses waren Grillvorrichtungen aus Blech in Wannenform mit zwei seitlichen Halblagerschalen, auf denen das runde Backholz von Hand gedreht wurde. Durch Heben und Senken des Holzes wurde das regelmäßige Durchbacken erreicht. Der Teig wurde zuerst vorgebacken und danach über der Glut mit einer besondern Bürste mit langem Stiel mit geschmolzener Butter eingeschmiert und gezuckert. Unvermeidlich fiel Zucker auch in die Kohle ins Glut, der sofort wie eine Stichflamme verbrannte und oft schwarze Flecken auf dem Gebäck hinterließ.

Diese Backvorrichtungen wurden ohne nennenswerte technischen Verbesserungen schätzungsweise über 80 Jahre lang benutzt. Zu erwähnen sei noch das Backen in der kommunistischen Zeit. Damals wurde der Weizen nicht geerntet, wenn er reif war, sondern wenn die Partei es befahl und das war oft noch in der Milchreife. Dementsprechend war auch das Mehl von minderwertiger Qualität, was dazu führte, dass der Teig vom Holz fiel und mit Bindedraht irgendwie befestigt werden musste.

Anders verlief die Entwicklung hier in Deutschland. Die Baumstriezelmaschinen herkömmlicher Art  mit Grillkohle wurden mit Leichtigkeit nachgebaut. Die Zutaten gab es in ausgezeichneter Qualität. Einer der ersten nach dem Krieg, der so eine Vorrichtung hatte und damit Baumstriezel produzierte, war Martin Hubbes aus München.

Gebacken wurde mit Grillkohle beheizten Geräten, der Baum wurde von Hand gedreht. Etwa 1980 ersetzte Guido Franz aus Nördlingen die Kohleheizung mit Gasheizung. Da aber Propan einen geringeren Brennwert hat als Kohle, musste die Wanne mit zwei Klappen geschlossen werden, um einen Hitzestau zu produzieren. Dieses wiederum behinderte die Sicht auf das Backgut. Mit diesem Gerät war der erste Schritt zur Modernisierung getan.

Baumstriezel ist geeignet zum Backen auf Straßenfesten, Weihnachtsmärkten oder bei andern Großveranstaltungen.

 

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